Ziele des makedonischen Zentralrates Deutschlands - die makedonische Gemeinschaft
- MakZeD
- Mar 31, 2024
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Updated: May 5, 2024

Münze der makedonischen Gemeinschaft. Vorderseite: Seitliches Portrait Alexander des Großen, Rückseite: der junge Alexander zähmt Bukephalos, oben rechts: Koinon Makedonon (makedonische Gemeinschaft)
Die Gründung des makedonischen Zentralrates Deutschlands ist notwendig geworden, um eine vernünftigere und gerechtere Alternative zum makedonischen Nationalismus und dessen Trägerorganisationen in Deutschland und weltweit zu bieten.
Makedonien nicht den Makedonen sondern allen Menschen und Nationen die in Makedonien leben, das ist das Motto des MakZeD basierend auf Alexanders Gebet, dass Makedonen und Perser in Harmony und Partnerschaft leben sollten (Arrian, Anabasis Alexandrou, Buch 7, 11:8-9.)
Insbsondere sollen selbsternannten Vertreter der "Interessen" der makedonischen Gemeinschaft Deutschlands robustes theoretisches und emprisches Rüstzeug zur Verfügung gestellt werden. Denn ein "Kampf" um die Identität ohne klare Konzepte von Nation, Gemeinschaft, oder den essentiellen Charakteristika des "makedonischen Seins" zu haben, stellt eine Gefahr für eben diese "Interessen" der makedonischen Gemeinschaft dar.
Die Grundlagen für eine gerechte Diaspora-Politik sollen gestellt werden, welche alle Perspektiven des makedonischen "Seins" berücksichtigt, und nicht wie bislang ausschließlich die Ansicht, etabliert durch die Gründerväter der Sozialistischen Republik Makedonien, basierend auf den ungerechten Nationalismus von Misirkov.
Die Grundidee des makedonischen Nationalismus ist die Untrennbarkeit zwischen Staat und (makedonischer) Nation.
Ein Nationalstaat nach dieser Auffassung ist ungerecht, sodass der Makedonische Zentralrat Deutschlands diesen aus Gerechtigkeitsgründen verwirft.
Zum einen ist der gegenwärtige Nationalismus formal ethnozentriert, konservativ und nach innen (gegenüber seinen Mitgliedern) bestimmend und autoritär.
Zum anderen ist der gegenwärtige makedonische Nationalismus in der Realität inhaltslos - es fehlen nahezu jegliche charakterstische und alltäglich unverkennbare Merkmale eines "makedonischen Lebens" wie typisch unverkennbare makedonische Kleidung, Sitten oder Bräuche und Gewohnheiten.
Somit ist der gegenwärtige makedonische Nationalismus als konstruktivistisch und nominell aufzufassen - das heisst, jede*r der denkt, er sei Makedonin bzw. Makedone, unabhängig von den Gründen, sie oder der ist es auch.
Es gleicht einer selbstefüllenden Prophezeihung: wenn ich glaube ich sei ein*e Makedone*in so verhalte ich mich auch. Die Makedon*innen der heutigen Zeit, verletzen jedoch auch dieses Gesetz.
So bezeichnen sich viele Personen als Makedon*innen doch verhalten sie sich nicht wie welche. Grund ist eine oberflächliche Annahme dessen, was eine Nation ist, welche darin besteht, dass der Name die Nationalität definiert, und nicht die Lebensweise.
Ein Hinweis, nach welchen Kriterien Deutschland ethnische Gruppen anerkennt, findet der Leser hier und erkennt sodann, dass nicht der Name (oder Geschichte) die Nationalität/Ethnizität definiert, sondern die aktuelle, tagtägliche Lebensweise:
Die Bundesregierung sieht als nationale Minderheiten jene Gruppen an, die folgenden Kriterien entsprechen:
ihre Angehörigen sind deutsche Staatsangehörige;
sie unterscheiden sich vom Mehrheitsvolk durch eigene Sprache, Kultur und Geschichte (eigene Identität);
sie wollen diese Identität bewahren;
sie sind traditionell in Deutschland heimisch;
sie leben innerhalb Deutschlands in angestammten Siedlungsgebieten.
Für die deutsche Makedonen heist dass:
sie sind deutsche Staatsangehörige
sie unterscheiden sich vom Mehrheitsvolk durch eigene Sprache, Kultur und Geschichte (eigene Identität)
sie wollen diese Identität bewahren
Für die nächsten 100-200 Jahre sind die Punkte 4 und 5 nicht relevant.
Der makedonische Zentralrat Deutschland verwirft die Auffassung eines nominellen und inhaltsloseen Makedonentums heutiger Makedonen*innen und spricht sich für einen echten, realen und inhaltsvollen Makedonentums.
Es muss gute und berechtigte Gründe haben, damit eine Person sich als Makedonin oder Makedone bezeichnet - dann und nur dann, können damit Ansprüche an Dritte gestellt werden, wie Anerkennung, Respekt und in einigen Fällen Minderheitenrechte.
Dieser Widerspruch zwischen nominellen Makedonentum und realem, essentiellem Makedonentum muss zum Vorteil des letzteren aufgelöst werden.
Allerdings wird das makedonische weiterhin bestimmt durch Autoritäten, Satzungen, Kommissionen vor allem aus Historikern oder durch Institutionen. Diese Beschneidung der Freiheit des Einzelnen sieht der makedonische Zentralrat kritisch und als ungerecht an. Anstelle von Historikern, die uns "lehren" wer und was makedonisch sei, benötigen wir Wissen vor allem aus der Kulturanthropologie und Anthropologie und Ethnologie allgemein.
Vielmehr benötigt es überdies an ethische Überlegungen, wie das "makedonische" unangreifbar moralisch und empirisch gestaltet werden kann.
Aus diesem Grund werden die vorläufigen Ziele des makedonischen Zentralrates (MakZeD) folgende sein:
1. Forschung zur makedonischen kulturellen Identität.
Hier ist die Hauptfrage: Was bedeutet es, makedonisch zu sein? In unterschiedlichen Epochen hatten die Bezeichnungen "Makedone" oder "makedonisch" unterschiedliche Bedeutungen und Inhalte.
Papazoglou's Analyse "Politicki i sozijalni sadrzaj imena Μακεδών, Μακεδόνες u predhelenistickoj i helenistickoj Makedonij" in der Zeitschrift Ziva Antika von 1988, der Artikel "Connotations of "Macedonia" and of "Macedones" until 323 b.c. " von N.G.L. Hammond in The Classical Quarterly von 1995 oder die soziologische Studie von Stoyanova-Boneva “In Search of Big Foot: Competing Identities in Pirin Macedonia” zur kulturellen Identität der Makedonen im südwesten Bulgariens geben erste Ansätze zu dieser Untersuchung.
Aufbauend auf bereits existierender Literatur, wird eine Interviewstudie vorbereitet, um der Frage nachzugehen, wie Menschen, die sich als "MakedonenInnen" bezeichnen, das "makedonische Sein" definieren.
2. Forschung zur politischen Organisation makedonischer Gemeinschaften wie Diaspora oder Minderheiten.
Im Mittelpunkt dieser Forschungsaufgabe steht die Frage, welche die geeignetste Form des Zusammenlebens einer sich als "makedonisch" definierende Gemeinschaft ist.
Welche sind zum Beispiel die Interessen der makedonischen Gemeinschaft oder Diaspora Deutschlands? Wie sollen sie am besten organisiert sein, um das zu erhalten, was ihnen wichtig ist - das makedonische. Was ist aber das "makedonische"? Verstehen alle das selbe darunter?
Bereits der Prophet Jeremiah hatte erkannt, dass für ein Volk "Fremdherrschaft besser sein konnte als Selbstbestimmung" (Diaspora, eine kritische Begriffsbestimmung - von Ruth Meyer, 2005). Selbst der Begründer des modernen makedonischen Nationalismus Krste Misirkov war der Auffassung, das Makedonien in den Grenzen des osmanischen Reiches als autonomes Gebilde bleiben und kein selbständiger Staat werden solle.
An den Beispielen der makedonischen Gemeinschaften in Deutschland und in Bulgarien wird zur Frage nach der geeignetsten politischen Form makedonischer Gemeinschaften geforscht.
3. Forschung zum liberalen makedonischen Nationalismus als Alternative zum derzeit dominierenden inkonsistenten konservativen, ethnischen aber auch nominalistischen makedonischen Nationalismus.
Dieser Punkt stellt die größte Herausforderung dar. Aufgabe ist es, ein ethisches verteidigbares Konzept eines liberalen und gerechten Makedonentums zu entwickeln. Verworfen werden soll das nationalistische und ungerechte Konzept eines Makedonentums Krste Misirkovs, welches die Grundlage des 1944 gegründeten Staates Makedonien und dessen Nachfolgestaaten ist. Verworfen wird die weit verbreitete Ansicht unter den makedonischen Nationalisten, dass der Staat hauptsächlich verantwortlich für das Bestehen des Makedonentums ist.
Yael Tamirs "Liberal Nationalism" und Chaim Gans' "A just Zionism" sind wichtige Vorarbeiten zu diesem dritten Punkt.



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