Offener Brief an die Bundestagspräsidentin
- MakZeD
- Mar 31, 2024
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Updated: May 15, 2024

Beitragsbild: Shutterstock
In einem Schreiben an die Bundestagspräsidentin aus dem Jahr 2023 widerspricht der Makedonische Zentralrat dem Zentralrat der Makedonen hinsichtlich der Verwendung des Namens Nord-Makedonien und dessen Derivate.
Hier der vollständige Text des Schreibens:
Sehr geehrte Frau Bundestagspräsidentin,
Sehr geehrte Abgeordnete des Bundestages,
der Bundestag wurde kürzlich durch den Zentralrat der Makedonen in Deutschland aufgerufen, Begriffe wie „Nordmazedonier“ bzw. „Nordmazedonisch“ nicht zu verwenden, da diese abfällig seien. Eine makedonische Identität, Sprache und Kultur seien durch Verwendung dieser Begrifflichkeiten bedroht.
Der makedonische Zentralrat Deutschlands (MakZeD) sieht weder eine Gefahr für eine makedonische Identität noch eine Abfälligkeit in der Verwendung der Begriffe „Nordmazedonier“ bzw. „Nordmazedonisch“ durch den Bundestag.
Der Hinweis auf entsprechende Leitlinien zur Verwendung der Namen „Nordmazedonien“ und dessen Derivate, nach welchen lediglich „Mazedonier“ bzw. „mazedonisch“ zu verwenden sind, ist zwar zur Kenntnis zu nehmen aber rechtlich nicht bindend und moralisch nicht haltbar.
Grund hierfür ist, dass unter dem Namen Makedonien oder Mazedoniens und dessen Derivate wie „Mazedone“ oder „mazedonisch“ auch die Kultur, Sprache und Identität in Regionen Makedoniens verstanden werden kann, die zu Griechenland, Albanien oder Bulgarien gehören und nicht innerhalb der Grenzen der Republik Nord-Makedonien liegen.
Die Verwendung der Begriffe „Nordmazedonien“ bzw. „Nordmazedonier“ oder „Nordmazedonisch“ sollte eine rein praktisch-geographisch orientierende Bedeutung haben: zur Abgrenzung verschiedener Gebiete Makedoniens, sodass Missverständnisse vermieden werden können.
Begriffe wie Nordmakedonien sind in der wissenschaftlichen Literatur ohnehin bereits seit Jahrzehnten etabliert, z.B. Band 7 der Münchener archäologischen Studien „Götterkulte Nordmakedoniens in römischer Zeit“ aus dem Jahre 1977. Weiterhin zeigen übliche Bezeichnungen wie Nordkoreaner oder Nordiren, dass geographisch-politische Zuschreibungen nicht unbedingt abfällig sein müssen.
Wir empfehlen dem Bundestag dahingehend zu wirken, dass staatliche und nichtstaatliche Institutionen sowie zwischenstaatliche Vereinbarungen so wenig wie möglich in (private) ethnisch-kulturelle Lebensweisen eingreifen und versuchen diese zu definieren und regulieren. Das Prespa-Abkommen bzw. der Nachbarschaftsvertrag zwischen der Republik Nord-Makedonien und Griechenland bzw. Bulgarien sind Beispiele solcher Eingriffe, deren Folgen nur nationalistische Bewegungen auf allen Seiten des Streites stärkt.
Trennung von Staat und ethnischer Zugehörigkeit ähnlich der Trennung von Staat und Religion, ist die vernünftigere, europäisch-liberale Alternative für Nord-Makedonien als die immer weitere ethnische Ausdifferenzierung der Verfassung Nord-Makedoniens, welche mit der Aufnahme einer bulgarischen Minderheit weiterhin verstärkt würde.
Statt neue ethnische Minderheiten aufzunehmen, sollte die Verfassung Nord-Makedoniens von allen ethnischen Gruppen befreit werden und somit ethnisch neutral gestaltet werden. EU-Mindeststandards zum Schutze nationaler Minderheiten von 2018 wären anzuwenden.
Makedonischer Zentralrat Deutschlands e.V. (in Gründung)
Greifswald, den 29.06.2023



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